Weltvogelpark Walsrode

Weltvogelpark Walsrode
Ort Am Vogelpark
29664 Walsrode
Fläche 24 ha
Eröffnung 1962
Tierarten ca. 650
Individuen ca. 4000
Besucherzahlen 300.000 (2011)[1]
Organisation
Trägerschaft Parques Reunidos
Mitglied bei WAZA, EAZA, VdZ, CRAX International, Cracid Breeding and Conservation Centre (CBCC)

Parkanlage mit typischen Volieren und Restaurant im Hintergrund

www.weltvogelpark.de
Positionskarte
Weltvogelpark Walsrode (Niedersachsen)
Weltvogelpark Walsrode (Niedersachsen)
Niedersachsen, Deutschland

52.8811111111119.6002777777778Koordinaten: 52° 52′ 52″ N, 9° 36′ 1″ O

Der Riesentukan: Maskottchen des Weltvogelparks (Fütterung eines Jungvogels)

Der Weltvogelpark Walsrode ist der weltweit größte Vogelpark. Er wurde 1962 eröffnet und liegt in der Lüneburger Heide nahe dem nördlichen Stadtrand von Walsrode in Niedersachsen. Auf dem 24 ha großen Gelände leben etwa 4000 Vögel aus 650 Arten,[2] womit der Park zu den artenreichsten Zoos der Welt gehört. Zu sehen sind Vögel aus allen Kontinenten und Klimazonen der Welt.

Anlagen

Der Vogelpark liegt auf einem sanft nach Süden zum Rieselbach (Böhmetal) abfallenden Hang und besteht aus einer Vielzahl von Innen- und Außenvolieren sowie Freigehegen.

Die erste große Voliere „Reich der Mitte“ neben dem Eingang beherbergt Temmincktragopan, Gold- und Diamantfasan, Chinabuschwachtel, Baikal- und Mandarinente, Grünflügel- und Perlhalstauben, Rotohrbülbül, Weißhaubenhäherling und Schwarzbrustdrossel. Eine weitere Voliere in der nähe des Eingangs beherbergt weitere asiatische Vögel, wie Vietnamfasane, Pagodenstare, Haubenmainas, Blaukappenhäherlinge und Kronenatzeln. Darauf folgt die "Europäische Ecke" mit Volieren für u.a. Raubwürger, Tannen- und Eichelhäher, Maghreb- und Blauelstern, Einfarb-, Rosen- und Europäischen Staren, Spießflughuhn, Hohl-, Felsen- und Turteltauben, Alpenstein-, Rot- und Rebhühner, verschiedene Unterarten des Jagdfasans, Amseln, Grünfink, Bluthänfling, Feldlerche, Steinkauz, Triel, Kiebitz, Blauracke, Austernfischer, Heringsmöwe, Wachtel, Waldrapp, Rötelfalken, Schwarzstörchen, Knäk-, Reiher-, Löffel-, Schell und die geografisch unpassenden Riesentafelenten. Ebenfalls sind hier Wiesenanlagen mit Weißstörchen, Jungfern- und Graukranichen, sowie geografisch unpassend Sattelstörche, Ostafrikanische Kronen- und Schneekraniche und Moschusenten.  Der Weg führt zum Gehege der südamerikanischen Humboldtpinguine, die einzige in Walsrode gehaltene Pinguinart. Die Pinguine teilen sich ihr Gehege mit den Magellan- Dampfschiffenten. In der Nachbarschaft der Pinguine befindet sich eine Teichanlage mit Stall im Fachwerkhausstil für Chilepelikane, Schwarzhalsschwäne und Warzenenten, als auch die Tropischen Eulenvolieren mit exotischen Eulenarten wie etwa Maskeneule, Kanichen-, Booboo-, Brillen- und Sprenkelkäuzen sowie sowie Satyrtragopan, Buntfalken, Gelbkopfkarakaras, Chiletinamus, Felsen- und Langschnabelsittiche. Vorbei an drei weiteren Teichanlagen, die erste Anlage wird von Rosa- und Krauskopfpelikane und Kormoranen bewohnt, die zweite Anlage wird von Rosa-, Kuba- und Chileflamingos bewohnt, die dritte Anlage wird von Brillen- und Nashornpelikanen und Hühnergänsen bewohnt, und Rhododenrbeständen gelangt man an die Uhu-Burg, die an das Europäische Mittelalter angelehnt ist[3]. Hier gibt es neben zwei Großvolieren, die von der Burg aus einzusehen sind und Europäische Uhus, Zwergmuntjaks und Steppenadler bzw. Gänsegeier beherbergen, auch den Burghof, indem kleinere Volieren für Schleier-, Schnee-und Sperbereulen, Raufuß-, Bart- und Habichtskäuze, eine begehbare Voliere mit Zwergmuntjaks, Wald- und Bartkauz, Schleiereule, Schwarzmilan und Mäusebussard, einen Teich mit Zwergschwänen und Diepholzer Gänsen, sowie zwei Großvolieren vor der Uhu- Burg, die eine wird von Hammerköpfen, Hellaugenibissen, Glanzklaffschnäbeln, Witwenpfeif- und Gelbbrustpfeifgänsen bewohnt, die andere von Sattel- und Abdimstörchen und Nimmersatten. Daneben ist das Welli- Paradies, welches wie der Name schon sagt Wellensittiche beherbergt und eine begehbare Voliere ist, und eine Anlage für Darwinnandus. Vorbei an den Paradiesvogel- Volieren, bewohnt von Raggi-, Rot-, Königs-, Faden- und Goldflügelparadiesvögeln, und den Gehegen für Schuhschnäbel bzw. Blauhalsstraußen und Nördlichen Hornraben, kommt der Besucher in die große Freiflughalle, welche von südamerikanischem Vogelarten wie Roten Sichlern, Rotschnabel- und Witwenpfeifgänsen, Amazonas-, Rotschulter-, Bahama- und Fuchslöffelenten, Halsband- und Hornwehrvögeln, Bronzekiebitzen, Galeriewaldrallen, Nördlichen Marailguanen und Rosalöfflern, mit angeschlossener Dünenlandschaft und Wellenanlage, welche unter anderem von Inkaseeschwalben, Schwarzzügelibissen, Schneesichlern, Bronzekiebitzen, Graumöwen und Chilekrick- und Chile- Spitzschwanzenten[4] bewohnt werden. Verlässt man die Freiflughalle kommt man zum Kranichsee sowie mehreren Gebäuden, wie z. B. dem Jungle Trail, wo der Besucher die Möglichkeit hat, den Vögeln, etwa Fächer-, Kragen- und Brandtauben, Pfeifgänsen, Rotohrbülbül, Virginiawachtel, Bankivahuhn und Zebrafink, in einer Nachahmung ihrer natürlichen Umgebung ohne trennende Gitter zu begegnen. Neu seit der Saison 2011 ist eine Lori-Kontaktvoliere „Toowoomba“, in der der Besucher direkten Kontakt mit handzahmen Loris hat. Ende des Jahres 2011 ist ein Kolibri-Haus neu hinzugekommen. In den speziell an das Verhalten der Kolibris angepassten Volieren können diese beobachtet werden. Seit dem Saisonstart 2024 wird das Kolibrihaus als Nachttierhaus mit Bewohnern wie Galagos und verschiedenen Fledermausarten. Während in neueren Bereichen des Vogelparks eher die natürliche Umwelt der Vögel nachgebildet wurde, bestehen die älteren Bereiche aus Park- und Waldlandschaften, denen große Rosen- und Rhododendronbestände ihr Gepräge geben.

Eine besondere Attraktion sind Flugvorführungen auf einer Freilichtbühne. Hier werden nicht nur Flüge von Falken und Adlern wie bei anderen Flugshows gezeigt, sondern unter anderem auch von Papageien, Pelikanen, Sekretären und Laufenten. Zum Programm gehören auch verschiedene Fütterungsvorführungen und eine von außen einsehbare Vogelbaby-Aufzuchtstation.

Die Bockwindmühle im Vogelpark bildet eine Station der Niedersächsischen Mühlenstraße.

Zuchtprogramme

Kolibri in seiner Voliere

Der Vogelpark besitzt großes internationales Renommee, da er zum einen eine Reihe von Vögeln hält, die in keinem anderen Zoo der Welt zu sehen sind (z. B. Seidenkuckucke, Erdracken, Vangawürger und Kurole), und zum anderen hier eine Reihe von Erstzuchten gelangen. Der Vogelpark ist am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm beteiligt und hat unter anderem auch Uhus zur Wiederansiedelung zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus ist er am Zuchtprogramm der Bernierente und vieler weiterer vom Aussterben bedrohter Vogelarten beteiligt. 2011 wurde für die Haltung der extrem empfindlichen Kolibris ein Zuchtzentrum gebaut, in dem sie ganztägig versorgt und rund und die Uhr beobachtet werden. Unter anderem leben hier Grünschwanzsylphe (Lesbia nuna) und Rostbauchamazilie (Amazilia amazilia).

Geschichte

Der Park wurde 1962 von dem Walsroder Kaufmann Fritz Geschke als private Zucht von Fasanen und Wasservögeln gegründet. 1964 übergab er den Park an seinen Schwiegersohn Wolf W. Brehm, der den Park insbesondere in den 1970er Jahren rasant ausbaute. 1968 wurde die Paradies-Halle mit einer Fläche von 2.100 m² eröffnet. Es folgten richtungsweisende Bauten wie die Freiflughalle und eine Pinguinanlage.

Im Jahr 2000 wurde anlässlich der Expo 2000 in Hannover die Tropenwaldhalle mit indonesischen Artefakten und asiatischen Vogelarten eröffnet. Später kamen noch die Uhu-Burg und das Baumhausdorf hinzu. Das ebenfalls im Vogelpark gelegene Deutsche Vogelbauer-Museum wurde 2006 aufgelöst und die Exponate bei Sotheby’s versteigert.

Aufgrund geschäftlicher Schwierigkeiten der bisherigen Betreiber wurde der Park im Jahr 2000 von neuen Betreibern übernommen. Während in früheren Jahren auf Showeffekte weitgehend verzichtet wurde, führten die neuen Eigentümer seit 2000 nach und nach Flugvorführungen und anderes ein, wodurch die Attraktivität für Besucher gesteigert und der Bestand des Parks gesichert werden konnte. Die Besucherzahl sank im Jahr 2008 auf 280.000, 50.000 weniger, als für einen wirtschaftlichen Betrieb notwendig waren. Eine drohende Insolvenz konnte im März 2009 durch den Einstieg des belgischen Unternehmens Floralux abgewendet werden.[5]

Im Jahr 2010 wurde der Vogelpark Walsrode in Weltvogelpark Walsrode umbenannt.

Ende Juli 2018 wurde bekannt, dass der Vogelpark an die spanische Parques Reunidos Servicios Centrales S.A. verkauft werden soll. Das Bundeskartellamt stimmte der Übernahme am 7. August 2018 zu.[6] Der Vertrag wurde Ende Januar 2019 unterzeichnet.[7]

Literatur

  • Weltvogelpark Walsrode Parkguide, Hrsg.: Vogelpark Walsrode GmbH, 36. Aufl., 2012, 212 S.
  • Botanik im Weltvogelpark Walsrode – eine Entdeckungsreise in die Welt der Pflanzen, Katrin & Alexander Laatsch, BooksOnDemand, 2012, 52 S., ISBN 978-3-8448-1905-2.[8]
  • Wir entdecken die Vögel (Wieso? Weshalb? Warum?), Patricia Mennen (Autorin) & Anne Ebert (Illustrator), Ravensburger Buchverlag, ISBN 978-3-473-32831-4.[9]
  • Wir entdecken die Vögel (Wieso? Weshalb? Warum?) [Audiobook] (Audio CD), Jumbo Neue Medien & Verlag GmbH, ISBN 978-3-8337-2620-0.
  • Vogelpark Walsrode – viel mehr als Vögel, Hrsg.: Vogelpark Walsrode GmbH, o. O. o. J. (31. A.), 162 S. m. zahlr. Abb.

Weblinks

Commons: Weltvogelpark Walsrode – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Weltvogelpark Walsrode – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. www.n-tv.de n-tv.de-Bericht über das 50-jährige Jubiläum des Weltvogelparks Walsrode
  2. Gefiederte Stars warten auf Euren Besuch. Website des Weltvogelparks Walsrode, abgerufen am 12. Januar 2019.
  3. ZooLex Gallery. Abgerufen am 1. Juni 2024. 
  4. www.Zootierliste.de. Abgerufen am 1. Juni 2024. 
  5. „Der Vogelpark Walsrode ist gerettet“, Hamburger Abendblatt, 28. März 2009
  6. Spanischer Betreiber will Vogelpark Walsrode. In: ndr.de. 31. Juli 2018, abgerufen am 2. August 2018. 
  7. Vogelpark Walsrode an Parques Reunidos verkauft
  8. Neuer Botanik-Führer: Eine Entdeckungsreise in die Welt der Pflanzen (Memento vom 20. April 2012 im Internet Archive)
  9. Buchvorstellung am 26. Juni 2010 im Vogelpark: Gut recherchiert ist halb gewonnen. Für das neue Buch “Wieso? Weshalb? Warum? Wir entdecken die Vögel” haben sich Autorin Patricia Mennen und Illustratorin Anne Ebert vom Ravensburger Buchverlag vor einem Jahr drei Tage lang ausführlich bei den Experten des Weltvogelpark Walsrode informiert…
Normdaten (Körperschaft): GND: 2087818-7 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 133198190