Satz von der monotonen Konvergenz

Der Satz von der monotonen Konvergenz, auch Satz von Beppo Levi genannt (nach Beppo Levi), ist ein wichtiger Satz aus der Maß- und Integrationstheorie, einem Teilgebiet der Mathematik. Er trifft eine Aussage darüber, unter welchen Voraussetzungen sich Integration und Grenzwertbildung vertauschen lassen.

Mathematische Formulierung

Sei ( Ω , S , μ ) {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {S}},\mu )} ein Maßraum. Ist ( f n ) n N {\displaystyle (f_{n})_{n\in \mathbb {N} }} eine Folge nichtnegativer, messbarer Funktionen f n : Ω [ 0 , ] {\displaystyle f_{n}\colon \Omega \to [0,\infty ]} , die μ-fast überall monoton wachsend gegen eine messbare Funktion f : Ω [ 0 , ] {\displaystyle f\colon \Omega \to [0,\infty ]} konvergiert, so gilt

Ω f   d μ = lim n Ω f n   d μ . {\displaystyle \int _{\Omega }f\ \mathrm {d} \mu =\lim _{n\to \infty }\int _{\Omega }f_{n}\ \mathrm {d} \mu .}

Variante für fallende Folgen

Ist ( f n ) n N {\displaystyle (f_{n})_{n\in \mathbb {N} }} eine Funktionenfolge nichtnegativer, messbarer Funktionen f n : Ω [ 0 , ] {\displaystyle f_{n}\colon \Omega \to [0,\infty ]} mit Ω f 1   d μ < {\displaystyle \int _{\Omega }f_{1}\ \mathrm {d} \mu <\infty } , die μ-fast überall monoton fallend gegen eine messbare Funktion f : Ω [ 0 , ] {\displaystyle f\colon \Omega \to [0,\infty ]} konvergiert, so gilt ebenso

Ω f   d μ = lim n Ω f n   d μ . {\displaystyle \int _{\Omega }f\ \mathrm {d} \mu =\lim _{n\to \infty }\int _{\Omega }f_{n}\ \mathrm {d} \mu .}

Beweisidee

Dass die rechte Seite kleinergleich der linken ist, folgt aus der Monotonie des Integrals. Für den Beweis maßgeblich ist also die andere Richtung: Diese lässt sich etwa zuerst für einfache Funktionen zeigen und von da aus auf allgemeine messbare Funktionen übertragen.

Wahrscheinlichkeitstheoretische Formulierung

Sei ( Ω , A , P ) {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {A}},P)} ein Wahrscheinlichkeitsraum und ( X n ) n N {\displaystyle (X_{n})_{n\in \mathbb {N} }} eine nichtnegative, fast sicher monoton wachsende Folge von Zufallsvariablen, dann gilt für ihre Erwartungswerte

lim n E ( X n ) = E ( lim n X n ) {\displaystyle \lim _{n\to \infty }\operatorname {E} (X_{n})=\operatorname {E} \left(\lim _{n\to \infty }X_{n}\right)} .[1]

Eine analoge Aussage gilt auch für bedingte Erwartungswerte: Ist G A {\displaystyle {\mathcal {G}}\subset {\mathcal {A}}} eine Teil- σ {\displaystyle \sigma } -Algebra und lim n X n {\displaystyle \lim _{n\to \infty }X_{n}} integrierbar, so gilt fast sicher

lim n E ( X n G ) = E ( lim n X n G ) . {\displaystyle \lim _{n\to \infty }\operatorname {E} (X_{n}\mid {\mathcal {G}})=\operatorname {E} \left(\lim _{n\to \infty }X_{n}\mid {\mathcal {G}}\right).}

Anwendung des Satzes auf Funktionenreihen

Sei ( Ω , S , μ ) {\displaystyle (\Omega ,{\mathcal {S}},\mu )} wieder ein Maßraum. Für jede Folge ( f n ) n N {\displaystyle (f_{n})_{n\in \mathbb {N} }} nichtnegativer, messbarer Funktionen f n : Ω [ 0 , ] {\displaystyle f_{n}\colon \Omega \to [0,\infty ]} gilt

Ω n = 1 f n   d μ = n = 1 Ω f n   d μ . {\displaystyle \int _{\Omega }\sum _{n=1}^{\infty }f_{n}\ \mathrm {d} \mu =\sum _{n=1}^{\infty }\int _{\Omega }f_{n}\ \mathrm {d} \mu .}

Dies folgt durch Anwendung des Satzes auf die Folge s N = n = 1 N f n {\displaystyle \textstyle s_{N}=\sum _{n=1}^{N}f_{n}} der Partialsummen. Da die f n {\displaystyle f_{n}} nichtnegativ sind, ist ( s N ) N N {\displaystyle (s_{N})_{N\in \mathbb {N} }} monoton wachsend.

Siehe auch

Literatur

  • Elliott H. Lieb, Michael Loss: Analysis (= Graduate Studies in Mathematics. Bd. 14). 2nd Edition. American Mathematical Society, Providence, RI 2001, ISBN 0-8218-2783-9.

Einzelnachweise

  1. Albrecht Irle: Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik: Grundlagen - Resultate - Anwendungen. 1. Auflage. Vieweg+Teubner, 2001, ISBN 978-3-519-02395-1.  Seiten 116 bis 118